Donnerstag, 21. November 2013

Erinnerung an Jasmin

Bald sind es sechs Jahre, seit die 19-jährige Salzburgerin Jasmin S. gestorben ist. Die bis dahin kerngesunde sportliche Studentin wurde von ihren Eltern, die nach Wien auf Besuch gefahren waren, tot in ihrem Bett gefunden. Jasmin hatte kurz davor die neue Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) erhalten. 
Ich habe damals zu diesem tragischen Fall und den dubiosen Umständen bei der Zulassung des Impfstoffes mehrere Artikel geschrieben und wurde in der Folge von Impfexperten angegriffen, dass ich "schuld daran bin, dass die HPV-Impfung in Österreich bisher ein Flop war." 
Nun soll sich das ändern! Die beiden Milliardenseller der Konzerne Merck (Gardasil) und GlaxoSmithKline (Cervarix) drängen nun im zweiten Anlauf noch mal nach Österreich. Als eine seiner letzten Amtshandlungen hat Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) dem Drängen der HPV-Lobbyisten nach gegeben und ab Februar 2014 wird die extrem teure Impfung aus Steuergeldern bezahlt. Mädchen (und erstmals in Europa auch Buben) ab dem 9. Lebensjahr können im Rahmen der Schulimpfungen gratis geimpft werden. In Deutschland gab die STIKO (Impfkommission am Robert Koch Institut) bereits 2007 bei der Markteinführung grünes Licht für die Kostenübernahme. Die Basis-Impfungen kamen damals noch auf rund 450 Euro. Der Merck-Impfstoff Gardasil wurde mit einem Schlag zum Umsatz stärksten Arzneimittel Deutschlands. Mittlerweile geben es die Konzerne deutlich billiger.  
Vorhin habe ich ein Interview gefunden, das ich 2008 mit dem Deutschen Impfschadens-Gutachter Klaus Hartmann geführt habe. Der Inhalt ist heute noch so gültig wie damals und deshalb möchte ich das Interview (in der bisher nicht publizierten Langversion) als Beitrag zur aktuellen Debatte über die Einführung der HPV-Schulimpfung und speziell auch zur Erinnerung an Jasmin hier bringen. 
Ehgartner: Bei den Zulassungsstudien zur HPV-Impfung wurden relativ wenige Nebenwirkungen gefunden. Es gab kaum Unterschiede zur Placebogruppe.
Hartmann: Das lag aber vor allem an der Wahl des Placebos. Es wurde hier nämlich keine neutrale Wasserlösung verwendet, sondern ein Gemisch sämtlicher Inhaltsstoffe der Impfung, bloß ohne die HPV-Antigene. Das Placebo enthielt also unter anderem die erwiesen problematischen Aluminiumsalze.
Ehgartner: Was war die Folge?
Hartmann: Die HPV Impfung wurde gegen ein Medikament getestet, das die gleichen Nebenwirkungen machen kann. Das ist ein ganz bedenkliches Vorgehen und es ist mir ein Rätsel, warum das die Ethikkommissionen genehmigt haben. Die Aluminium haltigen Adjuvantien sind in letzter Zeit gewaltig in die Diskussion gekommen. Bislang wurde nur retrospektiv ihre Sicherheit abgeleitet, weil ja Millionen von Dosen verimpft wurden und hier ja eigentlich nichts passiert sei. Das stimmt so nicht. Man weiß, dass diese Hilfsstoffe bei bestimmten Menschen, die hier empfänglich sind, Autoimmunreaktionen auslösen. Das wurde auch im Tierversuch bestätigt. Sie können zudem das Nervensystem schädigen, weil Aluminiumhydroxid auch neurotoxisches Potenzial hat. Man weiß derzeit nicht wen es trifft.
Ehgartner: In welchem Zeitraum nach der Impfung passiert das?
Hartmann: Das kann bis zu fünf Wochen nach der Impfung auftreten. Es handelt sich um zwei Mechanismen: Zum einen können Aluminiumsalze Autoimmunreaktionen triggern, zum zweiten gibt es den direkten schädigenden Effekt auf Nervenzellen. Das erfassen Sie nicht, wenn sie nur Vorfälle binnen zwei Wochen berücksichtigen. Dieser toxische Effekt wurde kürzlich auch an humanen Zellen nachgewiesen, auch in Dosen, wie wir sie in Impfstoffen verabreichen.
Ehgartner: Warum sind diese Substanzen nicht längst ersetzt worden?
Hartmann: Dass Aluminium raus muss, wissen die Hersteller und es sind auch alle heftig am arbeiten. Das wird sich nicht mehr lange halten können, so wie ja auch das Quecksilber haltige Konservierungsmittel in Kinderimpfstoffen als neurotoxische Substanz in die Diskussion kam und ersetzt wurde.
Ehgartner: Sollten durch die Wahl dieses Placebos Nebenwirkungen der HPV-Impfung verschleiert werden?
Hartmann: Auf alle Fälle. Wenn sie auch in der Kontrollgruppe diese seltenen Autoimmunreaktionen haben, so haben sie das nivelliert und es fällt niemandem mehr auf.
Ehgartner: Bei den behördlichen Meldestellen für Nebenwirkungen heißt es, dass zur HPV-Impfung keine auffälligen Häufungen vorliegen.
Hartmann: Das ist eine reine Beruhigungsmaßnahme. Wenn ein Impfstoff zugelassen ist, sind diese spontanen Rückmeldungen die einzige Kontrolle. Hier werden aber – wenn überhaupt – meist nur Sofortreaktionen gemeldet. Man weiß um die Schwächen des Erfassungssystems, will das aber gar nicht verbessern. Das ist eine echte Verschleierungstaktik. Behörden und Hersteller sind sich hier einig und man gibt auch kein Geld aus. Wirkliche langfristige Sicherheitsdaten gibt es gar nicht. Solange das nicht hinterfragt wird und auf den Prüfstand kommt, wird das Problem weiter existieren. Es wird dann weiter voller Gewissheit gesagt werden, es gibt keine Probleme, wobei wir das gar nicht wissen können bei den derzeitigen Möglichkeiten.
Ehgartner: Die beiden Todesfälle in Deutschland und Österreich haben nun aber Aufsehen erregt.
Hartmann: So etwas kann man nicht einfach überspringen. Mit großem Aufwand versucht man nun, die Impfung davon freizusprechen. Auf der anderen Seite wird niemand damit beauftragt, einen möglichen Zusammenhang zur Impfung ernsthaft zu prüfen. Da gibt es eine unglaubliche Verzerrung. Vernünftige Forschung zu diesem Thema findet überhaupt keine Unterstützung.
Ehgartner: Sie haben sich auch über die österreichischen Fälle informiert. Gibt es hier einen Zusammenhang zur HPV-Impfung?
Hartmann: Die verstorbene junge Frau hatte bereits vor ihrem plötzlichen Tod Probleme. Sie hat eine auffällige Lichtscheu entwickelt, hatte Kopfschmerzen und eine länger andauernde Darmsymptomatik. Das sind ganz typische Anzeichen für eine ADEM (Anm: Akute disseminierte Enzephalomyelitis). Wenn man bei einer Obduktion nicht ganz explizit danach sucht, so finden sie das nicht mehr. Ein ADEM Herd ist ja kein Tumor oder eine Gewebeveränderung, die sich auch nach Tagen noch nachweisen lässt. Das ist ein flüchtiges entzündliches Geschehen. Wenn das im Atemzentrum entsteht, können sie durch einen ADEM-Herd einen Atemstillstand kriegen. Und sie finden die Ursache nicht mehr, wenn das erst Tage oder Wochen danach untersucht wird.
Ehgartner: Es kam das Argument, dass die Studentin bei ADEM vorher schon massivere Probleme gehabt haben müsste, dass sie in diesem Fall nicht mehr hätte fortgehen können.
Hartmann: Nein, das ist Unsinn. Es kommt immer darauf an, wo die Nervenschädigung einsetzt. Es gibt mannigfache Symptome. Die Patienten können plötzlich Psychosen entwickeln, verhaltensauffällig werden. Es gibt kein einheitliches Bild. Jede Art von neurologischer cerebraler Auffälligkeit kann im Prinzip durch ein ADEM ausgelöst werden. In den meisten Fällen wird das gar nicht als ADEM erkannt und zum Glück ist es ja dann auch so, dass es in den meisten Fällen reversibel erfolgt. Lebensbedrohlich ist es nur selten und dann kann es eben leider so ausgehen, wie bei der jungen österreichischen Frau.
Ehgartner: Hatten Sie bei Ihren begutachteten Fällen ADEM?
Hartmann: Das ist bei Impfschadensfällen in meiner Gutachter-Praxis eine der häufigsten Diagnosen. Es ist eines der größten Probleme bei inaktivierten Impfstoffen.
Ehgartner: Wieviele Gutachten machen Sie pro Jahr?
Hartmann: Ich habe etwa 60 bis 70 pro Jahr, die von Sozialgerichten in Auftrag gegeben werden.
Ehgartner: Wie hoch ist denn eigentlich die Dunkelziffer bei unerwünschten Wirkungen von Impfstoffen in passiven Meldesystemen wie Deutschland oder Österreich?
Hartmann: Eine deutsche Studie untersuchte das für Arzneimittel-Nebenwirkungen und kam auf eine Melderate von fünf bis zehn Prozent. Bei Impfungen wird das wohl noch etwas schlechter aussehen, weil Ärzte über Nebenwirkungen bei Impfungen kaum informiert sind und auch die psychologische Hemmschwelle zu melden höher ist. Bei Lipidsenkern oder Antibiotika ist das viel selbstverständlicher, da ist schon eine gewisse Skepsis da. Bei Impfungen wenden sich die Ärzte an ihre Pharmareferenten und dort wird meist schon im Vorfeld abgewiegelt.
Ehgartner: Sollte nicht unmittelbar bei den Behörden gemeldet werden?
Hartmann: Die gesetzliche Meldepflicht ist schon seit 2001 verankert. Das kam bei den Ärzten aber kaum an. Es wird auch keine Aufklärung betrieben.
Ehgartner: In Österreich hieß es dazu von Impfexperten, dass eine Nebenwirkung drei Wochen nach der Impfung praktisch auszuschließen sei.
Hartmann: Auch vom langjährigen STIKO (Anm: Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut) Vorsitzenden Heinz-Joseph Schmitt kamen häufig solche Aussagen. Das ist wissenschaftlich vollkommener Unsinn. So wie die österreichischen Stellungnahmen, dass Nebenwirkungen entweder gleich oder gar nicht auftreten. Das ist absoluter Quatsch.
Ehgartner: Woher kommen die Impfexperten dann zu ihrer Expertise?
Hartmann: Die Bezeichung „Impfexperte“ ist ja nicht geschützt. Als solches kann sich jeder bezeichnen. Zudem stehen diese Impfexperten zu 100 Prozent auf irgendeiner Industrie-Gehaltsliste. Entweder direkt oder über Drittmittelforschung in universitären Instituten. Das sind alles Leute, die dafür bezahlt werden, dass sie das sagen. Unser STIKO-Vorsitzender Schmitt ist ja kürzlich offiziell in die Industrie zum Impfstoffhersteller Novartis gewechselt. Und dort erzählt er wohl noch immer dieselben Geschichten.
Hartmann_klein
Der Wiesbadener Mediziner Klaus Hartmann, 52, war zehn Jahre lang beim deutschen Paul Ehrlich Institut für die wissenschaftliche Bewertung unerwünschter Wirkungen von Impfstoffen zuständig. Heute ist er einer der meist beschäftigten gerichtlichen Gutachter zur Feststellung möglicher Impfschäden. Im Vorjahr erschien sein Buch "Impfen bis der Arzt kommt - Wenn bei Pharmakonzernen Profit über Gesundheit geht", Verlag Herbig, 2012
(Die Kurzversion dieses Interviews erschien in der Tageszeitung "Der Standard", 1. 2. 2008)