Mittwoch, 10. Februar 2010

Schnellschuss mit Risiko

Auf Rat der Impfexperten investierte Deutschland Hunderte Millionen Euro Steuergeld in die Vorsorge gegen Schweinegrippe und das Zervix-Karzinom. Gesunde Menschen werden mit schlecht getesteten Impfstoffen gefährdet, die hoch riskante Wirkverstärker enthalten.


Manche Menschen sterben nach der Schweinegrippe, manche nach der Schweinegrippe-Impfung. Während im ersten Fall die tragischen Ereignisse dazu benützt werden, die weitere Impfbereitschaft medial anzukurbeln und die Experten betonen, wie wichtig und sinnvoll die Ausrufung der Pandemie war, ist im zweiten Fall stets Beruhigung angesagt: Fall für Fall tritt das Paul Ehrlich Insitut (PEI) zur Entlastungsoffensive an. Die Impfung stehe keinesfalls in ursächlichem Zusammenhang mit den schweren Nebenwirkungen oder den Todesfällen, ließ PEI-Sprecherin Susanne Stöcker via „Bild-Zeitung“ wissen: „Wenn nach der Impfung etwas geschieht, so heißt das nicht, dass es durch die Impfung geschieht.“
Ein Kleinkind, das nach der H1N1-Impfung mit dem Impfstoff Pandemrix einen tödlichen Lungeninfarkt erlitt, war schwer krank. Eine 65 jährige, ein 55 jähriger und ein 46 jähriger, die kurz nach der Impfung am Herzinfarkt starben, hatten zuvor schon chronische Beschwerden. Eine weitere 65 jährige war Diabetikerin, ein 66 jähriger Asthmatiker. Gelang es mal nicht, eine Vorerkrankung als Todesursache zu identifizieren, so wurde angenommen, „dass dieses Ereignis zwar ein seltenes ist, aber angesichts der Vielzahl von verabreichten Impfungen dennoch rein zufällig aufgetreten ist“.
Im umgekehrte Fall handelte es sich – auch wenn die Betroffenen ebenfalls in den meisten Fällen an chronischen Krankheiten litten – stets um Opfer der Schweinegrippe. Wären sie geimpft gewesen, so die Unterstellung, hätten sie mit ihrem Asthma oder ihrer sonstigen Organschwäche noch viele Jahre glücklich weiter gelebt.
Wilde Grippeviren sind demnach grundsätzlich böse und gefährlich, wurden diese Viren jedoch abgetötet, über Wirkverstärker biochemisch reanimiert und dann in den Muskel injiziert, so stand der gute Wille fürs Werk: da kann doch kaum etwas schief gehen.

Problematische Wirkverstärker
Weltweit wird bei der Entwicklung neuer Impfstoffe derzeit massiv der Einsatz innovativer Adjuvantien erprobt. Diese Wirkverstärker sollen auch dort eine Immunantwort provozieren, wo bislang das Impfkonzept versagte. Zu diesen Problembereichen gehört auch die Influenza. Nach den Übersichtsarbeiten der unabhängigen Cochrane-Gruppe dümpelt der Grippe-Impfstoff vom Kinder- bis zum Erwachsenenalter bei mittlerer Wirksamkeit dahin – je nachdem wie gut die Antigene im Impfstoff mit den tatsächlich zirkulieren Grippeviren überein stimmen. Bei Babys und Kleinkindern, sowie den älteren Menschen finden sich jedoch zwei schwarze Löcher der Wirksamkeit.
Novartis hat mit „Fluad“ – das mit dem Squalene-haltigen Hilfsstoff MF59 versetzt ist – bereits vor Jahren einen speziellen verstärkten Senioren-Impfstoff auf den Markt gebracht. Dieser ist nun auch im Schweinegrippe-Imfpstoff „Focetria“ enthalten. Der Konzern GlaxoSmithKline (GSK) setzte mit seinem „Adjuvans-System 03“ (AS03) bei „Pandemrix“ auf ein ähnliches Konzept.
Ich habe über intensive Recherchen versucht, Studien zu finden, in denen die Sicherheit und Verträglichkeit dieser neuartigen Adjuvantien eindeutig gezeigt wird. Die gibt es aber nicht. Beide Wirkverstärker kamen über eine in-vitro-Testphase im Labor, sowie ein paar Tierversuche unmittelbar in die Impfstoffe und werden nun bei Menschen verwendet.
Dasselbe gilt für die ebenso neuartigen Wirkverstärker, die in Gardasil und Cervarix, den beiden Impfstoffen gegen Humane Papillomaviren (HPV), verwendet werden. Hier kommen die neuartigen Aluminium-Verbindungen AS04 (Cervarix) und Gardasils AAHS („amorphous aluminum hydroxyphosphate sulfate“) zum Einsatz. Besonders originell ist der Wirkverstärker AS04. GSK setzt dabei auf das Alarmpotenzial einer Fettverbindung, die aus der Oberfläche von Salmonellen gewonnen wurde und kombiniert es mit Aluminiumhydroxid. Im direkten Vergleich mit Gardasil zeigte sich, dass AS04 tatsächlich eine explosive Kombination ist und einen um das zwei- bis sechsfach höheren Antikörper-Titer bei den Geimpften erzeugt. Das seien „exzellente Ergebnisse“ freute sich Hugues Bogaerts, der für Cervarix zuständige Produktmanager des belgischen Konzerns GSK. Ich fragte ihn nach den Sicherheits-Studien für sein neuartiges Adjuvans, das bisher noch in keinem Massen-Impfstoff eingesetzt worden ist. Seine Antwort lautete: „Eigene Sicherheitsstudien am Menschen sind bei einem neuen Adjuvans nicht vorgesehen. Das wird in den großen klinischen Studien gleich in der fertigen Impfstoff-Kombination getestet.“
Wenn man sich diese Studien ansieht, so ist das Erstaunen groß. Denn in den großen placebokontrollierten Zulassungsstudien von Gardasil und Cervarix mit ihren insgesamt mehr als 40.000 Teilnehmerinnen wurden die Impfstoffe nicht gegen "wirkliche" Placebos – das wäre im Normalfall eine physiologisch neutrale Salzwasser-Lösung – getestet, sondern gegen Pseudo-Placebos, also entweder gegen andere Aluminium-haltige Impfungen (bei Cervarix) oder gleich gegen eine pure Wasser-Aluminium-Lösung (bei Gardasil). Kritiker, wie der Aluminium-Experte Christopher Exley von der britischen Keele University finden dies fahrlässig, „weil Aluminium-Verbindungen bei zahlreichen Autoimmun-Prozessen beteiligt sind.“

Krank durch die Impfung?
Tatsächlich musste im September 2008 auf Geheiß der US-Behörde FDA in die Produktinformation von Gardasil der Hinweis aufgenommen werden, dass bei jeder 43. Teilnehmerin der Studien Krankheiten mit möglicherweise autoimmunem Hintergrund neu aufgetreten sind. In der deutschen Fachinformation ist davon nichts zu lesen.
Es ist seit langem bekannt, dass Aluminiumsalze die Immunantwort der Geimpften „in eine allergische Richtung“ manipulieren. Aber auch die Art der Immunreaktion kann – speziell bei genetischer Empfänglichkeit – dauerhaft verändert werden. Daraus resultiert die Gefahr, dass das Immunsystem auf nachfolgende Infekte falsch reagiert – und ansonsten harmlose Viren plötzlich mit einer überschießenden Immunreaktion beantwortet werden, die in den betroffenen Organen schweren Schaden anrichtet. Ebenfalls ist bekannt, dass jede Impfung auch Auto-Antikörper erzeugt, die an körpereigenes Gewebe binden und dieses in der Folge für die Fresszellen des Immunsystems als Angriffsziele markieren. Im Normalfall sollten diese fehlgesteuerten Antikörper, sowie auch T-Zellen mit autoimmuner Ausrichtung von den körperinternen Kontroll-Mechanismen erkannt und beseitigt werden. Doch diese Entwicklung kann außer Kontrolle geraten.
Normalerweise sollten bei Impfungen, die im Normalfall eine vorbeugende medizinischen Intervention bei Gesunden darstellen - die allerhöchsten Sicherheits-Kriterien gelten. Doch irgend eine Schraube setzt hier im ansonsten so sehr auf Kontrolle und Risiko-Minimierung bedachten behördlichen Apparat aus. Möglicherweise ist es das über historische Verdienste wie die Ausrottung der Pocken erworbene gute Image, das hier die Impfungen unter eine Art schützende Käseglocke stellt.
Dabei war gerade das Impfen traditionell immer eine eher intuitive Maßnahme, denn eine wissenschaftliche. Wir haben schon gegen virale Krankheiten geimpft, als man noch nicht mal wusste, dass es Viren gibt. Und wir haben dauerhaft ins Immunsystem eingegriffen, als vom Immunsystem noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs aufgetaucht war und so gut wie gar nichts von den näheren biologischen Mechanismen verstanden wurde, die hier ablaufen. Allein die Tatsache, dass wir uns heute inmitten einer tatsächlichen Pandemie der Krankheiten des Immunsystems befinden, wie die ständig steigenden Zahlen bei Asthma, Diabetes Typ 1, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder rheumatoider Arthritis zeigen, sollte uns sehr skeptisch machen.

Autoimmunkrankheiten: erste Schritte zum Verständnis
Was bei der Entstehung von Autoimmunkrankheiten im Organismus konkret abläuft, steht erst seit sehr kurzer Zeit im Fokus der wissenschaftlichen Forschung. Wobei sich die weitaus meisten Arbeiten weniger mit den Ursachen befassen, denn mit der Linderung der Symptome. Neue Arzneimittel gegen Rheuma oder Multiple Sklerose gehören zu den internationalen Bestsellern am Pharmamarkt. Mit der Ursachenforschung ist weniger zu verdienen und möglicherweise stehen wir auch deshalb beim Verständnis noch weitgehend in den Kinderschuhen. Erst 2005 erschien beispielsweise die erste Arbeit (Harrington et al.), die mit der so genannten Th17-Reaktion einen zentralen Schlüsselfaktor im Autoimmunprozess identifizierte. Hier wird – vor allem im Zusammenspiel mit regulatorischen T-Zellen auf der besänftigenden, sowie Interleukin 6 auf der aggressiven Seite – festgelegt, ob sich das Immunsystem in seiner Antwort tolerant oder autoaggressiv verhält.
Es trägt nicht eben zu Beruhigung bei, wenn man weiß, dass viele Adjuvantien speziell die Produktion von Interleukin 6 ankurbeln, wie dies beispielsweise eine vom Hersteller selbst finanzierte Studie zum Novarits Adjuvans MF59 eindrucksvoll belegte (Valensi et al.). Diese ist allerdings bereits 1994 publiziert worden, zu einem Zeitpunkt, wo die Th17-Reaktion noch vollständig unbekannt war.
Der MF59 haltige Grippe-Imfpstoff Fluad wurde bereits millionenfach an ältere Menschen verimpft. Ohne vorherige Sicherheitsstudien, die über dessen autoimmunes Potenzial Aufschluss gaben. Nun wird damit argumentiert, dass er eben deshalb sicher ist, weil es schon so oft verimpft wurde und bisher keine auffällige Häufung von Nebenwirkungs-Meldungen beim Paul Ehrlich Institut registriert wurde. Wer jedoch meint, dass die Behörden davon erfahren würden, wenn ein geimpfter Rentner drei Monate nach der Fluad-Injektion einen Rheumaschub bekommt, überschätzt das Meldewesen enorm.  – Hier geht die Wahrscheinlichkeit praktisch gegen Null. Sobald eine Impfung einmal am Markt ist, muss sich schon etwas ziemlich Auffälliges ereignen, damit das von den Behörden registriert würde.
„Die Ärzte, die gesetzlich verpflichtet sind, diese Meldungen zu machen, wissen ja zum Großteil überhaupt nicht, dass Impfungen überhaupt Autoimmunreaktionen auslösen können“, sagt der Wiesbadener Mediziner Klaus Hartmann, der zehn Jahre beim Paul Ehrlich Institut für die Bewertung von Impfschäden zuständig war und nunmehr als gerichtlicher Impfschadens-Gutachter tätig ist. „Damit die Ärzte melden, müsste man diese erst mal intensiv informieren und an ihre Meldepflicht erinnern. Doch das ist gar nicht erwünscht.“
Squalen-haltige Adjuvantien werden sogar dazu verwendet, um Tiermodelle für bestimmte Autoimmunkrankheiten zu erzeugen. Barbro C. Carlson zeigte mit einem Team von Rheuma-Experten des schwedischen Karolinska Instituts beispielsweise, dass eine einzige Injektion von Squalen unter die Haut bei Ratten chronische Gelenksentzündungen auslösen kann (Carlson 2000). Damit zu beruhigen, dass die Dosis das Gift macht und in den Impfungen für Menschen ja wesentlich niedrigere Squalen-Dosierungen enthalten sind, halte ich in Abwesenheit jeglicher Evidenz für verantwortungslos.
 Zumal es immer individuelle Empfänglichkeit gibt, wo dann auch eine niedrige Dosierung zum Problem werden kann.

"Unkontrollierter Menschenversuch"
Als „unkontrollierten Menschenversuch“ bezeichnete auch Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des arznei-telegramm die zurückliegenden Impfaktionen. Scheinbar werde versucht über die Massenanwendung der Squalen-haltigen impfstoffe Fakten zu schaffen, um dann – nach demselben Muster wie bei „Fluad“ – mit deren Verträglichkeit und Sicherheit argumentieren zu können. Die US-Gesundheitsbehörden sind diesbezüglich deutlich strenger als die Behörden der EU. Dort sind bislang nur herkömmlich – ohne Wirkverstärker – hergestellte Schweinegrippe-Imfpstoffe am Markt.
Warum bei einer Influenza die milder verläuft als in vielen anderen Saisonen überhaupt die Pandemie ausgerufen wurde, hat viel mit der Entwicklung der Weltgesundheits-Organisation (WHO) zu tun, die in den letzten Jahrzehnten sehr stark unter einem Zwang zum gesundheitspolitischen Aktionismus laboriert und sich immer mehr als globale Seuchenpolizei versteht. Angesichts von Malaria, Tuberkulose und Durchfall-Krankheiten, die vor allem in den Entwicklungsländern jährlich Abermillionen an Todesfälle verursachen, wundern sich viele Experten über die enorme Bedeutung, welche die WHO vergleichsweise harmlosen Erregern wie den Influenzaviren zumisst. Dazu kommt eine Budgetstruktur, die zunehmend von "Private-Public Partnerships" dominiert ist. Durch die Etablierung dieser Industrie-Partnerschaften wuchs der Anteil der „gespendeten“ finanziellen Mittel am WHO Haushalt im letzten Jahrzehnt überproportional. Lag das Verhältnis 1998 bei einem Verhältnis von 842 Millionen US Dollar regulärem Haushalt zu 804 Spendermillionen noch halbwegs ausgeglichen, so betrugen die privaten Zuwendungen bereits 2004 mehr als das doppelte des regulären Haushaltes. Und damit stand den Vertretern der Industrie Tür und Tor offen. Bei allen Besprechungen zur Pandemie waren – wie selbstverständlich – auch die Impfstoff-Hersteller geladen.
Es ist kein allzu gewagter Schluss, dass die H1N1 Pandemie von WHO und Impfstoff-Herstellern als eine Art "Feuerwehrübung" für den theoretischen Ernstfall einer wirklich verheerenden Influenza-Pandemie inszeniert wurde. Andernfalls wären ja auch die vielen Millionen, die anlässlich der Vogelgrippe (H5N1) in die Entwicklung pandemischer Impfstoffe gesteckt wurden, fehlinvestiert gewesen. Es wurde demnach – so meine Einschätzung – das nächstbeste Influenzavirus genommen, das kam, um die Tauglichkeit der Infrastruktur zur raschen Herstellung der Impfstoffe zu testen.
Die Frage der Sicherheit wird von der Industrie hingegen weder bei den Schweinegrippe, noch bei den HPV-Impfstoffen freiwillig geklärt werden. Hier bräuchte es endlich Druck der Öffentlichkeit auf die Gesundheitspolitik und damit auf die zuständigen Behörden. Es bräuchte endlich öffentlich finanzierte unabhängige Studien, um die Rolle der Wirkverstärker in Impfungen wissenschaftlich zu klären. Und vielleicht käme damit auch endlich Licht in die einzige derzeit wirklich grassierende ernsthafte  Pandemie – nämlich die Flut an Allergien und Autoimmunkrankheiten die bereits ein Drittel der Bevölkerung in den Industrieländern erfasst hat.

Dieser Artikel erschien als Coverstory in der aktuellen Ausgabe des Magazins Paracelsus.

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